1972 war das Jahr der Veränderungen in Petterweil. Die Eingemeindung nach Karben stand unmittelbar vor der Tür. (1.August 1972)
Der damalige Gemeinde Bürgermeister ( Albert Schäfer), übrigens einer der Mitgründer der freiwilligen Feuerwehr Petterweil, und seine Gemeindeversammlung haben sich Gedanken zum zukünftigen Wohl der Petterweiler Bürger gemacht und richtweisende Entscheidungen getroffen.
Neben der Neubau des Kindergartens sollte die Feuerwehr mit einem Löschfahrzeug modernisiert werden. Der alte gebrauchte Opel Blitz mit dem Spritzenanhänger schleppten sich von TüV zu TüV. Eine Veränderung und Modernisierung war zwingend notwendig. Bis dato wurde die Feuerwehrausrüstung, Schläuche, Motorspritzen, Fahrzeuge usw. aus den Mitteln der freiwilligen Feuerwehr bezahlt. Das sollte sich jetzt ändern.
Die Gelegenheit war gut, denn die Feuerwehr feierte 1972 ihr 20 jähriges Jubiläum mit einem großen Fest. Der damalige Feuerwehr Kommandant Heinrich Rector bekam vom Bürgermeister den Auftrag sich um ein geeignetes Fahrzeug zu kümmern. Ein neues LF 8 wurde ins Auge gefasst, denn das passe soweit in die Halle und ins Budget. Vertreter der Feuerwehr Fahrzeughersteller gaben sich die Klinke in die Hand und hofften auf ein Geschäft.
Otto Weber, Berufsfeuerwehrmann in Frankfurt, war arbeitsplatzbeding immer auf dem modernsten Stand der Technik. Otto konnte Heinrich Rector davon überzeugen, dass ein Löschfahrzeug mit Wassertank angeschafft werden musste. Heinrich wiederum überzeugte den Bürgermeister. Der Weg für ein LF 16 war nun geglättet.
Neue Verhandlungen wurden mit den Fahrzeugherstellen geführt. Es gab nun grundlegende Voraussetzungen für den Kauf.
1. Ein LF 16 mit integriertem Wassertank
2. Das Budget durfte nicht so arg überschritten werden
Der Vertreter von Magirus Deutz hatte seinerzeit die besten Karten einen unterschriebenen Kaufvertrag mit nach Hause zu nehmen. Magirus Deutz war nicht nur Fahrzeughersteller sondern auch Ausrüster für Löschfahrzeuge (Alles aus einer Hand). Diese Löschfahrzeuge wurden weltweit exportiert, so auch unseres.
Unser LF 16 ist eines von 15 Löschfahrzeugen die schon mal koreanische Luft geschnuppert hatten.
Magirus Deutz verkaufte 15 baugleiche LF 16 nach Korea. Alle Fahrzeuge wurden in ein Schiff verpackt und die Reise nach Korea ging los. In Seoul angekommen wurde angefangen das Schiff entladen. Scheinbar war die koreanische Verladeausrüstung nicht für deutsche Feuerwehrfahrzeuge geeignet, denn beim Entladen sind 3 von 15 Fahrzeugen in das Hafenbecken gefallen. Die Entladung wurde abgebrochen und das Schiff fuhr wieder in Richtung Deutschland. Der Exportvertrag mit Korea wurde gecancled und Magirus Deutz hat die Fahrzeuge dem deutschen Markt zugänglich gemacht.
Genau das war es, was Petterweil gebraucht hat. Ein nagelneues, top modernes und für rellativ kleines Geld erschwingliches Feuerwehrfahrzeug.
Alles war GUT und Heinrich Rector konnte sich zum 2. Mal eine fortschrittliche und technisch modernste Wehr im Löschbezirk auf die Fahne schreiben. Petterweil hat mit dem Kauf des LF 16 Meilensteine im Löschbezirk gesetzt.
Zum großen Jubiläumsfest wurde das mit von handgemalten „Wappen von Petterweil“ versehene Fahrzeug offiziell vom Bürgermeister Schäfer übergeben und sollte die nächsten 24 Jahre im Dienst der freiwilligen Feuerwehr Petterweil stehen.
Mit der Eingemeindung in die Stadt Karben mussten viele neue Probleme bewältigt werden.
Probem 1: Die Feuerwehrgarage neben dem Rathaus war zu niedrig und die Kasse der Stadt Karben war leer.
Problem 2: in einer unbeheizten Scheune im Hofgut Sinner fand der LF dann für die nächsten eineinhalb Jahre sein vorübergehendes Plätzchen. Die Scheune war der Feuerwehr schon zur Gründerzeit und auch lange Zeit danach als „Gerätehaus“ zur Verfügung gestellt worden. Dumm nur, im Winter musste das Wasser aus dem Tank gelassen werden, da es sonst zu gefrieren drohte.
1973 wurde das alte Geräteaus um rund 1,5 Meter erhöht und dem Einzug stand nun nichts mehr im Wege. Eine große Garage, eine kleinere und eine PKW Garage. Das war ab nun das neue Gerätehaus der freiwilligen Feuerwehr in Petterweil. Als Unterrichtsraum wurde der Feuerwehr ein Raum im Erdgeschoss des alten Rathauses zugewiesen.
Problem 3: Extrem beengt und mit anderen Einrichtungen der Stadt Karben wurde sich das alte Rathaus fortan geteilt. Der Tag kam und die Stadt hatte ein Einsehen. Aufgrund von erheblichen Platzproblemen wurde das alte Rathaus der Feuerwehr komplett übergeben.
Problem 4: Die von Hand gemalten Petterweiler Wappen wurden von dem damals amtierenden Gerätewart mit den Wappen der Stadt Karben überklebt. Die Petterweiler werden als eigenes Völkchen bezeichnet, umso weniger wundert es, dass die Aufkleber ständig beim Waschen des LF abfielen. Der Boshaftigkeit des damaligen Stadtgerätewartes ist es zu verdanken, dass die Wappen letztendlich abgeschliffen und die Türen neu lackiert wurden. (schon damals waren die Stadtkassen leer, jedoch für so einen Unsinn wurde Geld ausgegeben)(Übrigens: die handgemalten Wappen waren die letzten Petterweiler Wappen die öffentlich zu sehen waren. Da Petterweil als letztes Stadtteil eingemeindet wurde, ist im Karbener Wappen nichts aus dem Wappen von Petterweil übernommen worden. Und die Petterweiler waren sooo stolz auf ihr Wappen!!!)
Im Jahr 1993 wurde eine Kernsanierung und der Neubau der Fahrzeughallen von der Stadt in Angriff genommen. Das gute alte LF durfte nun wieder umziehen, diesmal in eine alte, als ehemalige Schmiedewerkstatt genutzte Scheune in der Alten Haingasse. Die Unterrichtsräume wurden kurzerhand in die alte Schule verlegt. Nach ca. einem Jahr Bauzeit bekam der LF am 29.August 1994 ein wunderschönes neues Gerätehaus als Unterkunft. Die ehemaligen Garagen wurden durch neue große Hallen ersetzt. Neben dem LF und des ersten Einsatzleitwagens der Stadt Karben bekamen die beiden Fahrzeuge Gesellschaft in Form eines LF 16 TS.
Im Jahr 1996 wurde der LF 16 altersbedingt in der Stadt Karben ausgemustert und durch ein Neues ersetzt. Diesmal stand nicht Magirus Deutz auf dem Kühlergrill sondern es war ein Stern montiert.
Man überlegte was man nun dem alten LF so anstellen könnte. Wegen der Bezuschussung des neuen LF musste der Alte in der Stadt Karben ausgemustert werden, jedoch ein Löschfahrzeug in einem so guten Zustand zum Verschrotten zu bringen ging auch nicht. Im Rathaus erinnerte man sich an die 1992 geschlossene Partnerschaft mit der Gemeinde Luisenthal.
Kurze Frage: “ könnt ihr ein Feuerwehrauto gebrauchen?“ Noch kürzere Antwort: „Ja“
Somit stand das weitere Leben des LF 16 fest.
Die komplette Einsatzabteilung von Petterweil fuhr 1996 geschlossen zur feierlichen Übergabe unseres guten alten LF 16 nach Thüringen. Ebenfalls mit von der Partie waren Bürgermeister und Stadtverwaltungsangestellte der Stadt Karben. Das Fest war super und mit tränenden Augen wurde am nächsten Tag abgereist.
Der LF 16 wurde im alten Gerätehaus Luisental untergestellt bis er dann mal wieder umziehen durfte.
Das neue Gerätehaus wurde dann vorerst die letzte Halle in der das Fahrzeug stehen durfte.
Durch regelmäßige Besuche und die dadurch entstandene Freundschaft beider Wehren haben wir mitbekommen, dass nach gesamt 44 Dienstjahren unseres LF auch in Luisenthal mit einem neuen LF zu rechnen war. Sofortige Kontaktaufnahme brachte die Rückkehr des LF 16 auf den Weg.
Gesagt, getan. Hingefahren, Papiere unterzeichnet, heimgefahren und ein Stück Petterweiler Geschichte mitgebracht. – Mission erfolgreich beendet
Wieder in Petterweil angekommen, hat der LF vorerst seine letzte Halle in Beschlag genommen.